entlang der norwegischen Fjordküste

entlang der norwegischen Fjordküste

Wir bleiben unserem Plan treu, entlang der Küste ans Nordkapp zu gelangen und umkurven so auf Nebenstrassen unzählige Fjords. So erreichen wir Trondheim, sehen uns die Stadt von oben von der Festung aus an, geniessen einen Kaffee vor dem Dom und bestaunen die Umwandlung des Hafens in ein Wohn- und Gastroviertel. Es ist Pfingstsonntag und die Stadt ist belebt und trotzdem angenehm ruhig.

Uns fallen die vielen Teslas auf, sowie die Elektroladestationen auf jedem Parkplatz. Auch stehen überall E-Trottis und E-Velos wie unsere Pick-E-Bikes rum. Ein Einheimischer klärt uns auf, dass der Staat Elektroautos steuerlich stark bevorzugt und der Strom für Norweger gratis ist. Klimaschutz über das Portemonnaie funktioniert hier also bestens.

Der gelegentliche Austausch unterwegs mit anderen Wohnmobilreisenden bringt uns immer mal wieder wertvolle Reisetipps. Einer davon ist die Nutzung der E17 abseits der Schnellstrasse in den Norden. Und tatsächlich erleben wir eine wunderbare Küstenlandschaft bei zum Glück mehrheitlich freundlichem Wetter. Ein weiterer Tipp ist die staatliche Webseite zum Strassenverkehr (www.vegvesen.no), die alle Verkehrsinformationen bietet inklusive Fähren mit Fahrplänen und den Link zu den Touristenstrassen in ganz Norwegen, die allesamt zu empfehlen sind. Nur sind die halt kein Geheimtipp mehr und vor allem auf den Lofoten gibt es streckenweise mehr Wohnmobile als normale Autos. Nochmals ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an das Womo Leben Team 😊

Ein besonderes Naturschauspiel bietet der Torghatten, ein 160 Meter langes und 35 Meter hohes Loch im Berg, durch das man hindurchwandern kann. Der Ausblick auf beiden Seiten ist atemberaubend. Wir unternehmen diese Tour am Abend nach dem Nachtessen und müssen uns keine Gedanken machen bezüglich Dunkelheit: Es bleibt die ganze Nacht über taghell! 

Auch die 2000 Stufen auf den Vegatrappen nehmen wir am Abend unter die Füsse. Unterwegs treffen wir allerlei spannende Gesellen, die uns immer wieder zu einem Halt verleiten. Ansonsten wären wir die Treppen nur so hochgestürmt ;-).

Leider verhindern Wolken am Gipfel die versprochene 360 Grad Sicht und so lassen wir es nach 1500 Stufen auf der Aussichtsterrasse «gut sein» und geniessen die schöne Aussicht.

Viele Campings sind mit ausgezeichneten Sanitäranlagen ausgestattet und liebevoll eingerichtet. Als Beispiel möchten wir Euch den Camping Sjöbakken zeigen, das einem Bauernhof angegliedert ist. Neben Hund, Katze und Pferd lebt auch ein Hahn dort, der uns am Morgen verkündet, dass wir endlich aus den Federn kriechen sollen. Wir fragen uns nur, wie der Hahn denn weiss, dass es Morgen ist, wenn es doch nie dunkel wird… Die Trolle, die auf fast jedem Stein aufgemalt sind, zwinkern uns auf Schritt und Tritt zu.

🐶 Es herrschen ja harte Sitten in Norwegen: Wenn mich ein Bauer bei den Schafen erwischt und ich nicht an der Leine bin, darf er mich sofort erschiessen. Goht s no?

Auf einer Fähre haben wir auch den Polarkreis überschritten. Ab diesem Breitengrad geht die Sonne im Sommer nicht mehr unter, was uns spektakulär vorkommt, wenn der Himmel wolkenfrei ist. Noch müssen wir uns aber wegen des Wetters gedulden…

Die Austernfischer mit ihren langen spitzen roten Schnäbeln sind auch im Norden im Mai am Brüten. Häufig bauen sie ihre Nester in Strandnähe. Kommt man ihnen zu Nahe, machen sie sich mit aufgeregtem Gepiepse bemerkbar. Nimmt man dies nicht ernst, folgen bald Angriffe auf den Kopf! Ob sie Gioia angreifen würden, wissen wir nicht und wir wollen es auch nicht drauf ankommen lassen. Drum entscheiden wir uns für den Rückzug.

🐶 Als wohlerzogene Teenagerin habe ich es hier nicht leicht: Wenn mich kleine Halbstarke ankläffen und ich mich lautstark dagegen wehre, werde ich beschuldigt, von meinen Chauffeuren schlecht erzogen worden zu sein. Zugegeben:  so ganz «damenhaft» bin ich dann nicht – aber seien wir mal ehrlich: Muss ich mich von jedem Schnöösel ankläffen lassen?

Wie schnell sich das «Mikroklima» ändern kann und sich die Landschaft daran anpasst, erleben wir bei einer Morgenwanderung – gedacht für Gioia: Wir starten bei kaltem Wind dem Fjord entlang mit 2 Jacken und Kapuze und nehmen dann einen Waldweg, der uns wieder zum Camping zurückführen soll. Nach wenigen Minuten wird es so tropisch warm, dass wir sogar im T-Shirt noch schwitzen. Und es ist so feucht, dass sich Moos und Farne ausbreiten konnten.

Die Auswirkung von Ebbe und Flut lässt sich an vielen Fjords hautnah erleben. Bei grossen Fjords, die einen engen Zugang zum Meer haben, entsteht ein Gezeitenstrom, der imposant ist wie bei einem reissenden Fluss. Dabei ändert sich die Fliessrichtung alle 6 Stunden. Den stärksten Gezeitenstrom sieht man bei Saltstraumen, aber auch nicht jeden Tag gleich, da auch die Gezeiten unterschiedlich stark auftreten.

Die Lofoten werden gemeinhin als eines der Highlights einer Norwegenreise gehandelt. Leider ist uns Petrus nicht sehr wohlgesinnt. Nur vereinzelt reissen die tiefen Wolken auf und lassen uns erahnen, wie toll die Landschaft doch aussehen könnte. Es herrscht häufig Sch…wetter. Auch auf den Versterälen Inseln und auf Senja hat uns der Regen verfolgt, weshalb wir eher zügig weiter nördwärts vorankamen.

Pittoresk sind die Fischerdörfer: Ganze Häuserzeilen am Wasser sind auf Stelzen gebaut und erinnern an die Pfahlbauerzeit. Wo keine ebene Fläche ist, wird einfach eine Holzterrasse gebaut. Jedes Haus hat so einen Zugang vom Wasser her und ist über einen Steg mit den anderen verbunden.

Dass der Fischfang hier noch immer für Einkommen sorgt, davon zeugt der Kabeljau, der zum Trocknen aufgehängt wird. Den Preis dieser Technik bezahlt die sensible Nase. Warum der Kopf getrennt vom Körper getrocknet wird, haben wir bisher nicht herausgefunden. 

Viele Dächer sind mit Erde isoliert. Es gibt genügend Niederschlag, dass der Rasen darauf gedeiht.

Gibt es eine Insel, die so klein ist, dass nur gerade ein Fussballplatz drauf Platz hat? Ja, das gibt es in Henningsvaer! Es ist ein hübsches kleines Fischerdorf, wo uns sogar pünktlich zu unserer Ankunft die Sonne empfängt.

🐶 Endlich gibt es mal was Spannendes für mich! Auf dem Lofoten Beach Camp wohnt neben uns Cuba mit seinem Krümel Team: ein wunderbarer Spielkumpan. Wir sind fast gleich alt, gleich schnell, gleich verrückt und haben uns sofort angefreundet. Zum Glück haben sich unsere Reisewege gekreuzt. Unsere Liebe auf den ersten Blick hat auch unsere Futternapffüller tief im Herzen getroffen, sodass sie es einrichteten, dass wir uns noch 2 weitere Male «per Zufall» trafen. Es ist herrlich, zu Zweit auf einer Waldlichtung herumzutoben, während unsere Chefs Würste am Holzfeuer braten und eine Bauernomelette dazu geniessen. Wir helfen auch jederzeit wieder bei der Holzsuche, versprochen, wenn Ihr Euch nochmals trefft. 😉

Und dann erfüllt sich unser Wunsch nach Mitternachtssonne doch noch: Wir haben den idealen Übernachtungsplatz und können den Lauf der Sonne zusammen mit Cubas «Eltern» entspannt verfolgen und dem Ereignis entsprechend würdig darauf anstossen. Auf unsere Frage an einen Norweger, wann denn die Sonne den tiefsten Stand erreichen würde, meinte der nach kurzem Googeln, um 00.30 Uhr sei es so weit. Die Aufnahmen zeigen uns aber später, dass die Sonne während 2-3 Stunden einfach flach über dem Horizont steht und dass die Frage somit völlig überflüssig war. 

Das Video dazu ist übrigens auf Polarsteps zu sehen.

https://www.polarsteps.com/EdithMöllert/4940263-skandinavien?s=92965a00-a8a1-4543-8f84-21cca9346f6d

Nach den sehr ländlichen Lofoten geniessen wir es, Tromsoe zu erkunden. Die Arctic Cathedral mit ihrer speziellen Architektur kann man kaum übersehen und einem feinen Nachtessen am Hafen können wir auch nicht widerstehen – ebenso wenig wie der abendlichen Fahrt mit der Gondel auf den Hausberg, denn Zurückhaltung braucht es auch um 21Uhr nicht: Er bleibt ja immer taghell – und wir haben uns schon ziemlich daran gewöhnt 😊

Es gibt doch immer wieder auch Kleinigkeiten zu bewundern und zu bestaunen: Auf einem Rastplatz steht eine Skulptur mit dreiteiligem Spiegel, der einen je nach eigener Position im dahinterliegenden Berg stehen lässt. Spannend und lustig ist es, wie das Fotografieren und das Positionfinden der Anderen zur Performance und somit auch zur Kunst wird 😊

Auch die Skulptur von Markus Raetz bietet schöne Ausblicke, je nach Sichtwinkel.

Sie sind beide Teil von 33 Kunstwerken, die verteilt in Nordland am Wegrand, am Wasser, in Tälern und auf Bergen zu finden sind

Für besonders Mutige gibt es auf einem Rastplatz auch ein WC mit durchsichtiger Fassade. Sitzt man auf dem Thron, kann man visuell am «Leben» draussen teilnehmen. Von aussen sieht man aber nur einen grossen Spiegel. Die Privatsphäre ist also gewährleistet, aber wer es schon genutzt hat, wirft sicherheitshalber nachher noch einen prüfenden Blick zurück auf das WC von aussen… 😉

Und nun zu unserer Quizfrage: Woran erkennt man einen Nachfahren der Wikinger… ?  … an den kurzen Hosen und T-Shirts, denn wir Touris tragen 3-lagige Kleidung – und wenn es windig ist, sogar mit Kapuze. Man kommt eben nicht wegen des Wetters nach Norwegen. Nun wissen wir auch, warum die dicken Pullis «Norwegerpullis» heissen…

Natürlich klagen wir auf sehr hohem Niveau, denn wir haben wenigstens den Luxus zu entscheiden, ob wir bei Dauerregen die geplante Route umdrehen oder die Reise abbrechen, oder ob wir das Wetter einfach aussitzen wollen – und wo. 😊

Das Jedermannsrecht hat eine jahrhundertealte Tradition in Norwegen, die in der Verfassung festgeschrieben ist: Erlaubt ist, was nicht explizit verboten ist. Rücksicht auf Nachbarn und Umwelt ist das Zauberwort. Begehen darf man alle Wege, die nicht privat sind. Übernachten darf man bei einem Mindestabstand von 150 Metern zum nächsten bewohnten Haus. Spuren soll man keine hinterlassen (Abfall). Ist das nicht befreiend?

Die Einkaufsläden in den kleinen Dörfern sind sehr liebevoll ausgestattet, richtige Tante Emma Läden. Sie haben neben Lebensmitteln, Blumen und Wolle auch alles für den Handwerker, Fischer und Gärtner. Und häufig sind da auch Cafes zu finden, die sogar einen guten Cappuccino servieren.

Uns fällt auf, dass überall gebaggert wird für Strassen, Brücken und Tunnels, wie wenn die Bagger das Kommando übernommen und sich selbständig gemacht hätten. Ein Norweger klärt uns auf, dass dies vollumfänglich durch die Benzinsteuer und durch die «üppig» anfallenden Mautgebühren finanziert würde und damit durch den Verkehr selbst. Norwegens Einnahmen aus dem Öl-und Gasgeschäft gehen in einen Reservefonds für schlechtere Zeiten.

Und weiter geht es ans Nordkapp. Es sind «nur» noch 775 Km bis ganz oben…

Summary Nordkap 2022 – part 2

We stick to our plan to follow the coast on the road E17 and are rewarded by a superb landscape.

Trondheim turns out to be a very pleasant town with its fortress, its cathedral and the transformation of the harbour into a privileged living and gastronomy area.  

A special spectacle of nature offers the Torghatten. This is a 160 meters long and 35 meters high hole in the mountain, through which one can hike. The panorama on both sides is breath taking. We start the tour after dinner and don’t have to worry about darkness. It remains as bright as a day.

Physical power is required to reach the summit of the Vegatrappen: Several ladders with in total 2000 steps (!) lead to the top. As clouds would hamper the promised 360-degree view from the top we give up after 1500 steps and enjoy the panorama on a natural terrasse.

On one of the (many) ferries we crossed the polar circle – and have hardly been aware of. Further north the sun does not disappear during summer nights – as long as the sky is cloudless. After several attempts we managed to follow this spectacle and capture the sun’s course on a video, to see on our site in polarsteps.

https://www.polarsteps.com/EdithMöllert/4940263-skandinavien?s=92965a00-a8a1-4543-8f84-21cca9346f6d

Where large fjords have a narrow access to the sea the impact of the tides can closely be experienced. The tidal current leads to a raging river which changes its direction every 6 hours.

Generally the Lofotes are considered as one of the highlights of a Norway trip. Unfortunately low hanging clouds prevented us from enjoying the landscape on many days. Only now and then the cloud cover broke up and let us guess the beauty of the scenery.

Picturesque are the fisher’s villages: On the waterfront rows of houses are constructed on stilts. So every house has direct access to the water and wooden footbridges link each house with its neighbour. That the fishing industry still ensures income is proofed by the racks for hanging up Cod for drying. The price of this method is paid by sensible noses. Interesting as well are the blooming roofs.

After the rather rural Lofotes we enjoy discovering Tromsoe. The Arctic Cathedral with its unusual architecture is one of the highlights of the town – as well as a ride to the nearby mountain by the cable car at 9pm. It is operated until midnight for the midnightsun spotters.

And this is our one million Norwegian crown question: How do you recognise a Norwegian? The locals wear short trousers and t-shirts while we tourists wear hooded sweaters and windstoppers and raincoats – at the same time 😊. Obviously one should not come to Norway because of the weather… At least we know by now, why in Switzerland the thick sweaters are called Norwegian Sweaters…

By the way: The Norwegian constitution knows a hundreds of years old tradition called Everybody’s law: Permitted is, what is not explicitly forbidden: Acting out of consideration for neighbours and the environment is the buzz word. Doesn’t that sound nice?

And off we go to the Nordkapp. There are “only” 775 km left until the top…

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