am Nordkapp und noch viel mehr…

am Nordkapp und noch viel mehr…

Ja, wir haben es geschafft und sind am Nordkapp angekommen! – nach 36 Tagen, 6’274 Km, 24 Autofähren und unzähligen Brücken und Tunnels.

Doch nun der Reihe nach, was sich auf dem Weg dorthin zugetragen hat:

Die Landschaft verändert sich seit Tromsö kontinuierlich: die Gegend wird hügeliger, mal sind wir ausserhalb der Baumgrenze auf einer Hochebene, mal fragen wir uns, ob wir an einem Fjord oder See entlangfahren. Die Kargheit jedenfalls nimmt zu und ist bezaubernd.

Es braucht nur kurze Abstecher und schon ist man auf Plätzen abseits der Touristenroute mit Blick auf imposante Bergspitzen (die die Wolken leider nur selten enthüllen), auf einen Gletscher (der bald verschwinden wird) und auf Häuschen mit wunderbarer Kulisse am Fjord für den Rückzug am Wochenende (wenn es nur nicht 8 Monate im Jahr Winter wäre).

Rentierherden treffen wir regelmässig am Strassenrand – völlig frei, denn Zäune haben wir bisher keine gesehen. Nur Rudi the Reindeer konnten wir leider noch nicht identifizieren. 

🐶 Ich verstehe meine Chauffeure wirklich nicht: Anhalten, aussteigen, klick klick klick, einsteigen, weiterfahren, etc. So ein Schwachsinn. Soo kommt man ja wirklich nirgendwo hin. Und ich muss zu allem Übel im Auto bleiben und mir das Gepiepse des Autos anhören, wenn der Zündschlüssel dabei nicht abgezogen wird …

Trotz der vielen Fotoshootings nähern wir uns dem Kapp. Die Vegetation im Zusammenspiel mit Fels ist fantastisch. Wegen der günstigeren Wetterprognose verschieben wir den Besuch der Kugel auf den nächsten Morgen und wählen einen schönen Übernachtungsort in der Nähe. Ein Rundweg – ideal für den Abendspaziergang – «um den Hügel herum» führt uns zu einem «Natural Window», die Kirkeporten, durch das wir zum Nordkapp Horn sehen können.

Ja, und dann erreichen wir das Nordkapp. Es herrscht T-Shirt-Wetter ohne Wind. Traumhaft. Petrus will uns sicher ein wenig für die verregneten Lofoten entschädigen. Und die grossen Menschenmassen sind noch nicht eingetroffen. Die Kugel hat schon eine besondere Ausstrahlung, obwohl man ja vom Felsen aus nichts anderes sieht als Wasser 😉.

Weil der Leuchtturm in Slettnes sogar noch nördlicher liegt als das (formelle) Nordkapp, können wir auch dem nicht widerstehen. Die lieblich karge Landschaft wird nun fast zur Mondlandschaft. Zum Teil liegt noch Schnee auf den Hochebenen. Wir sind nur noch wenige Kilometer vom Leuchturm entfernt, als wir auf unseren Reisealbtraum treffen: Eine Camper Karawane bestehend aus 15 Wohnmobilen – alle hintereinander in Reih und Glied. Zum Glück zwängen sie sich alle um den Leuchtturm herum. Wir finden abseits einen Übernachtungsplatz am Strand, wo wir die Mitternachtssonne vom Wohnzimmer aus verfolgen und dokumentieren können. Auch dieses Video ist auf Polarsteps zu sehen.

https://www.polarsteps.com/EdithMöllert/4940263-skandinavien?s=92965a00-a8a1-4543-8f84-21cca9346f6d

Hier, am allernördlichsten Punkt von Norwegen, hätten wir keinen Muschelsandstrand erwartet. Aber wir finden ihn, wenn auch in ganz kleinen Büchtchen. Es herrscht zwar schönes Wetter, aber es weht ein arktisch kalter Wind.

Das Klima kann sich hier oben fast im Stundentakt ändern: Nach arktischem Wind, 28 Grad. Mal windstill, dann wieder Sturm. Mal Wolken und Regen, dann wieder Sonne.

Abwechslungsreich ist auch die Fahrt auf der Varangerhalbinsel an einem Fjord der Barentsee entlang. In Vardö berührt uns das Hexenverfolgungsdenkmal von Peter Zumthor und Louise Bourgois: 7 Spiegel stehen für die 7 Richter, die Unliebsame im 17. Jahrhundert zum Tode verurteilten und 91 Fenster erinnern an die 91 Unglücklichen (überwiegend Frauen), die wegen praktizierter Hexerei auf dem Scheiterhaufen sterben mussten, dargestellt mit dem brennenden Stuhl.

Bedrückend eindrücklich…

Als lehrreich stellt sich ein unscheinbarer Parkplatz heraus: Auf einer Graphik ist die Veränderung des Küstenabschnitts seit der letzten Eiszeit vor 12’000 Jahren festgehalten: Wegen der kontinuierlichen Eisschmelze ist die skandinavische Halbinsel «leichter» geworden und einen halben Meter pro 100 Jahren aus dem Wasser aufgetaucht. Der Landgewinn, auf dem sich auch der Parkplatz befindet, ist beachtlich.

Besonders zauberhaft ist die Küste auf der Nordostseite der Halbinsel: Der Fels, der wie Schiefertafeln aus dem Boden ragt, verleiht der Landschaft etwas Mystisches. 

Da nicht viel Verkehr herrscht, wird die Strasse auch mal von einem Schaf beansprucht: Diese hier sagt «Pass auf, dies ist meine Strasse!» 

🐶 Dort, wo die Strasse endet, liegt Hamningberg. Das ist wirklich am Ende der Welt. Kein Wunder, dass die Rentierherde dem Wasser entlang, durch das Dorf und über die Weide spaziert. Es ist aber eine Zumutung, dass dies vor meiner Nase geschieht. Wie soll man da widerstehen können? Sogar mit Goodies lasse ich mich nicht beruhigen. Aber wo bleiben denn die Elche?

Je nördlicher wir gekommen sind, je unruhiger sind die Strassen geworden – und damit hat sich das Scheppern an unserem Rubi so verstärkt, dass wir beginnen, uns Sorgen zu machen: Ist es etwas Ernstes? Die Wahl der Garage in einem etwas grösseren Ort ist ein Glücksgriff: Kurz vor Feierabend schauen sich 2 Mechaniker unser Gefährt an. Und siehe da: 2 Schrauben, an denen die Kabine mit dem Isuzu verbunden ist, sind locker und müssen nachgezogen werden. Nach 30 Minuten können wir unsere Reise fortsetzen. Ein prima Service – und Glück gehabt, dass es nichts Schlimmeres ist.

🐶 Ich vermutete ja schon immer, dass meine Chefs »eine Schraube locker» haben. Aber jetzt ist es amtlich, dass es zwei Schrauben waren! Zum Glück ist der Schaden behoben. Sind jetzt alle Probleme mit ihnen gelöst?

Bevor sich unsere Reisewege definitiv trennen, treffen wir uns nochmals mit dem Krümel-Team auf einem Übernachtungsplatz «in der Pampa», wo wir Gioia und Cuba von der Leine lassen können. Am Lagerfeuer grillieren wir unser feines Fleisch und der Rauch hilft gegen die vielen Stechmücken. Die zwei Flaschen Rotwein geniessen wir wegen des heftigen Regenschauers in der Krümelschen Kabine – und staunen, wie sich unsere beiden vierbeinigen Wildfänge auf so kleinem Raum verstehen und verhalten.

🐶 Es ist schon toll, mit Cuba einen Freund zu haben, mit dem man herumrennen UND schmusen kann. Wir haben uns gegenseitig so intensiv gejagt, dass wir beide prima geschlafen haben. Ist das etwa Muskelkater, den ich jetzt spüre?

Den letzten Tag in Norwegens Norden verbringen wir in Kirkenes, der Endstation der Hurtigruten und dem Ausgangspunkt für den Grenzübergang auf der Schnellstrasse nach Murmansk. In Kirkenes konnte sich in den vergangenen 20 Jahren ein lokaler Einkaufstourismus entwickeln, von dem Norweger und Russen profitieren konnten. Die lokale Bevölkerung konnte dreijährige Einreisevisen bekommen und machte rege Gebrauch davon. Geschäfte, Wegweiser und Strassennamen sind denn auch zweisprachig angeschrieben. Doch seitdem sich Norwegen den solidarischen Wirtschaftsmassnahmen gegen Russland angeschlossen hat, ist dieser regionale Wirtschaftsraum tot. Die Zeche dafür bezahlen völlig unverschuldet auch die Menschen in Kirkenes…

Nun heisst es wieder, nach Hause zu fahren. Wieder liegen 3’380 Km vor uns, wenn wir den direktesten Weg wählen…

Summary

Yes, we’ve made it! We have arrived at the northern cape – after 36 days, 6’274 km, 24 car ferries and an uncountable number of bridges and tunnels. The weather is exceptionally fantastic (as it can change from hour to hour to stormy, from very hot to freezing cold, from sun to rain) and the tourist crows have not arrived yet. The globe definitely has got a special charisma, although one can’t see from the cliff anything else than water…

After Tromsö the landscape continuously changes: the countryside becomes more and more sparse and hilly, sometimes we are above the timberline on a plateau, sometimes we ask ourselves, if we drive along a fjord or a lake. Fascinating.

It only requires small detours off the main tourist track to get to places with beautiful views on impressive mountain peaks, on a shrinking glacier and on huts with a fantastic view on the fjord for a weekend’s retreat (if there were not winter during 8 months of the year)

Although we regularly meet herds of reindeers on the roads we can’t identify Rudi the Reindeer😉.

Did you know that there is a spot which is further north than the official northern cape? Of course we can’t resist from driving to this lighthouse and are rewarded by a superb scenery and a clear sky to follow the course of the midnight sun and document it (see the video on polarsteps)

https://www.polarsteps.com/EdithMöllert/4940263-skandinavien?s=92965a00-a8a1-4543-8f84-21cca9346f6d

The further north we get the rougher are the roads – and the stronger is the rattle of Rubi at almost every bump – this to an extent we start to worry about. In the nearest garage we stop to have Rubi analysed where they find out that two screws, that link the cabin to the car, are loose! Within 30 minutes the problem is resolved and we can continue our journey – relieved that it was not a heavy issue.

In Vardö we are touched by a memorial created by Peter Zumthor und Louise Bourgois for the witch-hunts effected in the 17th century and for its victims who were sentenced to death on the stake

Now, we have to get home – and again there are 3’380 km ahead of us – if we choose the most direct way…

Comments are closed.