ein langer Heimweg

ein langer Heimweg

Bye bye Norway, hello Finnland, genauer gesagt finnisches Lappland. Mit dem Grenzübertritt verändert sich fast unmittelbar die Vegetation: Wald, Wald, Wald, unterbrochen von Seen, Tümpeln und Sümpfen und ein Rentier, das mit seinem Jungen genau auf dem Mittelstreifen spaziert und sich nur widerwillig stören lässt. An einer Tankstelle steht gar ein Rentier so regungslos, dass wir uns fragen, ob es eine Attrappe ist. Oder erholt es sich in den leichten Benzindämpfen von den Mückenschwärmen?

🐶 Dass ein Tier die Strasse benützt, finde ich nachvollziehbar. Aber warum steht eines wie versteinert an der Tankstelle? Muss es auch volltanken? Und wenn ja: Bleifrei oder Diesel?

Während des Tages hält uns der Mückenspray die Plagegeister mehrheitlich vom Leib. Am Abend wird es aber sogar Gioia so unangenehm, dass sie freiwillig zu uns in die Kabine hüpft und sie nur ungern verlässt – obwohl es draussen herrlich wäre. Es ist so warm, dass wir alle Fenster öffnen und die Mosquitonetze «ausfahren». Vor dem Schlafen versuchen wir, die unerwünschten Eindringlinge loszuwerden für einen «tiefen gesunden Schlaf», aber nach gut zweistündiger Jagd müssen wir erkennen, dass wir Rubi für die Nacht nicht stechmückenfrei bekommen. Die Viecher schaffen es, zwischen dem Mosquitonetz und Fensterrahmen durchzuschlüpfen! Was bleibt uns anderes übrig, als alle Fenster zu schliessen und in der Schwüle zu schmachten – und zu googeln, wo es denn weniger Mosquitos gibt in Finnland. Die Antwort ist niederschmetternd: Mitte Juni bis Mitte August ist Mückenbrutzeit in Lappland und Nordschweden. Dichte Wälder und Sümpfe sind zu meiden. So entscheiden wir uns, möglichst schnell an die Küste des Bottnischen Meerbusens zu fahren. Aber dafür liegen gut 450 Km vor uns. Wir brauchen also noch eine Übernachtung, die nicht von Moskitos überbevölkert ist… Die finden wir in Levi, am Fusse eines gleichnamigen baum- und sumpflosen Skiberges. Dort bleiben wir zwei Nächte, um uns vom Mückenstress zu erholen.

Mit unserer «Mückenflucht» endet unser finnisches Intermezzo. Schade, dass wir die ungünstigste Jahreszeit für unsere Fahrt durch Lappland erwischt haben, denn die vielen im Wald neben der Strasse versteckten Häuschen am See wären ein Paradies ausserhalb der Mückenzeit.

Bei so viel Wald erstaunt es nicht, dass die Holzindustrie diese natürliche Ressource nutzt. Einen Beleg dafür finden wir am Holzumschlagplatz auf einem Bahnhof.

Den Polarkreis überschreiten wir bei Lillselet (Nordschweden) wieder und so verschwindet die Sonne wieder sichtbar am Horizont – aber dunkel wird es dennoch noch nicht.

Beim Besuch der gut erhaltene Kirchenstadt Gamelstad bei Lulea tauchen wir kurz ins 17. Jahrhundert ein: die vielen rund um die Kirche angeordneten einfachen Häuschen dienten den Kirchgängern aus der weiteren Umgebung zum Übernachten. Wer nicht weiter als 10Km entfernt gewohnt hat, musste einmal die Woche zur Kirche, bis 20 Km waren es alle zwei Wochen. Bis heute dürfen sie nur während des Wochenendes benutzt werden und nicht ganzjährig.

Besonders ist die Orgel der Kirche – angeordnet in U-Form mit waagrechten herausragenden Trompeten, sowie der Altar mit einer drei Meter hohen Wandschnitzerei, die wie ein Buch zusammengeklappt werden kann.

Da sich unser 3. Enkelkind auf der Startrampe ins Leben befindet und wir die Geburt nicht verpassen wollen, halten wir uns auf unserem Weg nach Hause mehrheitlich an die schwedische Küste, denn noch liegen 2’675 Km vor uns bis zu diesem Ereignis.

Die Fahrt der Küste entlang entpuppt sich als erstaunlich abwechslungsreich und lädt immer wieder zum Verweilen und zu kleineren Wanderungen ein. Mal ist die Landschaft karg mit Seen, mal üppig grün und bewaldet. Und immer wieder dazwischen die schmucken roten Häuschen.

An den Seen und Flüssen treffen wir schön gestaltete Wochenendvillen mit lauschigen Sitzplätzen am Ufer, manchmal als Ponton auch auf dem Wasser. Ja, mit dem nötigen Kleingeld in der «Portokasse» kann man sich hier sein kleines Paradies schaffen.

Immer mal wieder lassen wir es uns «gut gehen» in gemütlichen Cafés und Restaurants mit Terrasse oder Garten (Hunde dürfen ja auch in Schweden nicht hinein) in wunderschöner Landschaft. 

Und wie wir da so ohne konkretes «Besichtigungsziel» nach Süden tuckern, gelangen wir zum Skuleskogen Nationalpark, der zum Weltkulturerbe gehört und die Landhebung seit der Eiszeit dokumentiert. Die Wanderung, die zum Gipfel schon mal 2 Stunden beansprucht, führt durch fantastischen Nadelwald mit äusserst seltenem Engelshaar an den Bäumen, entlang an bis zu 500 Jahre alten Kiefern, romantischen Seen und bietet uns schlussendlich nach der Durchquerung der Schlucht eine atemberaubende Aussicht. Und das alles bei schönem Wetter.

Der Camping in Stockholms Zentrum ist seit Monaten ausgebucht. Für nichtplanende Touris wie wir ist das ein Graus. Diese Erfahrung machen wir natürlich erst, als wir schon bei der Rezeption stehen – und das gegen 18Uhr 😟… Später am Abend finden wir doch noch einen Platz zum Übernachten, der uns ein Gefühl von Sicherheit vermittelt: Der Parkplatz des Messegeländes wird Womos ausserhalb der Messezeit offiziell zur Verfügung gestellt mit Nutzung von Toiletten und Duschen – und die Innerstadt ist auch gut erreichbar per ÖV. Leider ist das Erkunden der Altstadt mit Gioia kein Vergnügen. Sie ist, wie wir auch, von den Menschenmassen überfordert. Die herannahenden Regenwolken vermögen unsere Stimmung auch nicht zu heben. Unter einer gedeckten Terrasse finden wir dann Schutz vor dem Wolkenbruch, vom Personal versorgt mit Tee und Decken – und geniessen diesen liebenswürdigen Service. Danach brechen wir unseren Ausflug frühzeitig ab. Auch Fotos gibt es dazu nicht mehr…

🐶Wenn ich mir die Kennzeichen der Autos so ansehe, scheint Schweden wirklich viele Flüchtlinge aufzunehmen. Woher ich das erkenne? Fast alle haben ein “S” für den Schutzstatus… Ist doch praktisch, oder?

Wer kennt Pipi Langstrumpf und Michel von Lönneberga schon nicht und damit seine Autorin Astrid Lindgren. Mit der Vorfreude auf baldige Gute Nacht Geschichten für unsere Enkel wollen wir uns diese zwei Kinderbücher «an der Quelle» besorgen und besuchen deshalb ihren Geburtsort Vimmerby. Zu unserer Enttäuschung treffen wir auf ein kleines Disneyworld, das alles bietet, nur keine Bücher. Im Dorfzentrum werden wir dann doch noch im Bücherladen fündig – auf Deutsch.

Auch in Schweden gibt es Übernachtungsplätze in der freien Natur. Wir finden ein Plätzchen in einem wunderbaren Wald oberhalb eines Sees in wildromantischer Umgebung. Der Wald ist bezaubernd mit Hochständen für die Wildbeobachtung. Es gibt Flechten am Boden in allen Farbschattierungen zwischen weiss und grün – in Kombination mit kleinen Tännchen und Felsbrocken. Gehört zu unseren Top-5 der Wild-Campierplätze. Am Abend ist es noch schön und warm, am nächsten Morgen regnet es leider ziemlich. Doch die Fotografin gibt alles, um den Zauber des Ortes einzufangen. 

🐶 Ich mag ja grundsätzlich Nudeln, es darf auch der 2.Gang des Dinners sein. Warum mir aber die Köchin die heissen Nudeln im heissen Wasser vor das Rubi wirft, ist für mich nicht nachvollziehbar. So wacklig hat der Pfannenstiel für mich auch nicht ausgeschaut. Ich habe natürlich vor der Türe «aufgeräumt» – ist ja Ehrensache…

In Südschweden liegt das Zentrum des Glasbläserhandwerks, das dort eine mehrhundertjährige Tradition hat. Klar, dass wir einen Betrieb kennenlernen und uns ein schönes Andenken an unsere Nordkapp-Reise besorgen wollen. Beim Besuch der ältesten Glasbläserei lernen wir einiges über dieses Handwerk. Dass aus Sand, Asche, Kalk und grosser Hitze so wunderbare Gegenstände geformt werden können, ist doch sehr erstaunlich.

🐶Ich finde es ja auch ganz toll, dass man so viel Schönes aus so wenig machen kann. Ich frage mich aber, warum die Erwachsenen einen solchen Wirbel machen, wenn mal ein Glas kaputt geht: Warum schmeissen sie es nicht in den Ofen und es kommt wie neu heraus?

Als wunderbaren Abschluss unserer Skandinavien-Reise dürfen wir den letzten Abend vor der definitiven Heimreise bei unseren Freunden Doris und Björn in Südschweden verbringen, in einem traumhaft am See gelegenen Wochenendhäuschen, natürlich mit Boot zum Angeln im Bootshaus.

Via Öresundbrücke gings dann durch Dänemark und Deutschland nach Hause…

Summary

Bye bye Norway, hello Finland. By crossing the border the vegetation changes almost immediately: forest, forest, forest, interrupted by lakes, ponds and swamps. Unfortunately we are not traveling alone: billions of mosquitos join us wherever we stop. 😟

During the day mosquito sprays help fight the pest. But late at night we have to admit after a two hours battle that we don’t achieve our cabin to be free of mosquitos – despite of our mosquito nets. So we close all windows, sweat in the heat and google, where in Finland we could cope with the mosquito nuisance. The result is devastating: from mid June to mid August there is mosquito breeding season in Finland’s and Sweden’s northern parts. We’ve picked the wrong season for our Finland visit! According to the recommendation ”mind forests and swamps” we decide to head to the gulf of bothnia as quickly as possible.

On our way home we pass Gamelstad in Lulea (Sweden), a well maintained old church town from the 17th century, in which a series of cottages (of course located around the church)  served church-goers for spending the night. All who lived within 10 km had to attend the service once a week! Within 20 km they were expected every two weeks. Worth seeing in the chapel are organ, altar and pulpit.

A special destination is the Skuleskogen nacional parc, which belongs to the world cultural heritage. It documents impressingly the tectonic raise of Scandinavia since the Ice Age. The hike to the top requires a two hours walk through a fantastic forest and rewards with a breath taking view.

Wild camping is possible as well in Sweden. So we would not like to miss to share one of our top-5-overnight spots. Although it is raining the next morning our photograph gives all to capture the charm of this location… 😊

With many impressions of beautiful country sides, of little paradises on waterfronts and river banks and of lovingly cared chalets and cosy cafés we are home just in time for our third grandchild.

Comments are closed.