on the road again

on the road again

Das Zeitfenster für unsere erstes Europareise war frühzeitig fixiert, doch wohin die Fahrt gehen soll, ist uns bis zur Abreise unklar. In den Süden? Lieber nicht während der Sommerferien. Nach Schottland! Nur hat Boris zu dem Zeitpunkt coronamässig etwas dagegen. Das Gleiche gilt für Norwegen. Was uns bleibt: Aufbruch nach Osten.

🐶: Obwohl meine ganze Familie schon lange doppelt geimpft ist, hat sie lange auf das Papier mit den vielen Tupfen und Streifen gewartet, von dem man beim Betrachten Kopfweh bekommt. Dem sagen sie Zertifikat, was eine neue Art Reisepass zu sein scheint. Ist mir aber eigentlich egal. Hauptsache, ich darf wieder unterwegs sein und die Welt entdecken. Zum Glück ist das getupfte Papier doch noch rechtzeitig eingetroffen…

Alternativtext von Bild

So starten wir schwungvoll Richtung Schwarzwald. Kaum losgefahren, beginnt Rubi zu pfeifen, war wir als Vorfreude auf die bevorstehenden Tage interpretieren.

Als das Pfeifen immer aufdringlicher wird, entscheiden wir uns, der nächsten Isuzu-Garage einen Besuch abzustatten. Zum Glück bedeutet das nur einen kurzen Umweg. Nach 4 Stunden in der Garage ist die Vorderbremse repariert und die Fahrt kann weitergehen. Nachträglich wird uns klar, dass wir – als automechanische Grünschnäbel – einfach Lerngeld bezahlen mussten. Wir sind auf jeden Fall glücklich über das zufriedene Schnurren unseres Rubi.

Auch ein Umweg kann schön sein – und so gelangen wir nach Schiltach an der Kinzig. Ein Zwischenhalt zum Erkunden der historischen Altstadt lohnt sich sehr.

Immer häufiger stossen wir auf Verkehrstafeln mit «Achtung Umweltzone». Leider haben wir überhaupt keine Ahnung, was das bedeuten könnte und so machen wir uns, Smartphone sei Dank, schlau darüber. Und sind ernüchtert, wie kompliziert das Autofahren in Europa geworden ist: Jedes Fahrzeug braucht eine Umweltplakette, abhängig davon, wieviel Dreck der Auspuff von sich gibt. Und nur wer einen fahrbaren Untersatz mit grüner Plakette hat, darf in die Umweltzone hineinfahren. Für alle anderen bedeutet dies ein Fahrverbot. Klar wird auch, dass jedes Land seine eigene Umweltplakette hat, und so fragen wir uns, was da noch auf uns zukommt im weiteren Verlauf. Von wegen «einfach mal losfahren» …

Da sich die Umweltzonen zu vermehren scheinen wie Pilze nach einem warmen Sommerregen und sich einfach nicht mehr ignorieren lassen, besorgen wir uns eine Plakette auf dem nächsten TÜV. Zum Glück bekommen wir eine Grüne, was uns freie Weiterfahrt garantiert.

Dank TÜV gelangen wir über Blaubeuren zum Blautopfsee, der zwar nicht gross ist, aber mystisch und danach nach Ulm mit seiner hübschen Altstadt und Stadtmauer. Wenn das Wetter nur freundlicher gewesen wäre…

Auch an Donauwörth kommen wir nicht ohne Stopp vorbei. Die gepflegte Altstadt mit seiner schönen Architektur muss man bewundert haben. Was die vielen Regenborgen-Schirme wohl bedeuten?

🐶: Ja, so eine Reise ist schon sehr lehrreich. Auf der einen Seite der Donau reicht es, dass die Menschen ihre hübschen, farbigen Stoffmasken tragen. Auf der anderen Seite aber müssen sie sich mit einer FFP2-Maske schützen. Sie sehen damit so aus, wie die Menschen im Spital. Die Coronas in Bayern müssen also viel gefährlicher sein als in Baden-Württemberg. Hoffentlich wissen die Viecher, auf welcher Seite sie bleiben müssen…

Ohne Grenzkontrolle gelangen wir in den Böhmischen Wald (Tschechien), dem westlichen Teil der Karpaten. Die vielen Velo- und Wanderwege und der Lipno-Stausee laden wirklich zum Verweilen ein.

🐶: Leider bin ich dort nicht gern gesehen, denn Vierbeiner wie ich sind nicht erlaubt im Nationalpark. Und so versaue ich meinen Mitreisenden einen schönen Spaziergang im Wald.

Auch Krumlov (Krumau) mit dem Schloss Cesky Krumlov sollte man besucht haben. Hier sind unzählige Schlauchboote unterwegs auf dem Wasser, fast so viele wie an einem heissen Hochsommertag Wickelfische auf dem Rhein in Basel – es scheint DAS Wochenend-Vergnügen der Tschechen zu sein.

Das KKW Temelinska scheint die Touristen fast schon einzuladen, mitten durch die Türme des Werkes zu fahren.

Ein weiteres Highlight erwartet uns beim Zusammenfluss der Moldau mit der Otawa: die Burg Zvikov (Klingenberg). Da kann man gedanklich so schön eintauchen in die Vergangenheit.

Wir erreichen Prag in der Schulferienzeit und an einem öffentlichen Feiertag bei 35 Grad. Es hat wenig Touristen und die Einheimischen sind ausgeflogen. Auf der Karlsbrücke, dem Hauptplatz und bei der Prager Burg herrscht deshalb kein Gedränge. Auch der Blick auf die 5 Brücken über die Moldau darf nicht fehlen. Der Abendspaziergang in der Altstadt lässt sich so geniessen

🐶: Stellt Euch das vor: Bei 35 Grad muss ich in Prag einen Maulkorb im Tram tragen – und das bei dieser Temperatur! Da ist Improvisation gefragt. Schaut Euch nur das Ergebnis an. Zum Glück finden «wir» am nächsten Tag ein Modell, das besser zu mir passt, falls dies wieder einmal nötig ist.

Der Weg führt uns den Karpaten entlang nach Osten nach Olomouc (Olmütz)

Kurz darauf sind wir in der Slowakei. Fast hätten wir die Grenze übersehen. Pass und Covid-Zertifikat sind überflüssig.  Beim Oravasee im slowakischen Norden machen wir mal zwei Tage Pause. Reisen ist anstrengend.

Eigentlich wären wir gerne bis zur Masurischen Seenplatte ganz im Nordosten von Polen gefahren, doch die ist noch weit weg. Und Kilometer fressen wollen wir nicht. So entscheiden wir uns, die Hohe Tatra, ein kleines Gebirge als Teil der Karpaten, zu umrunden.

Das Zentrum der Hohen Tatra im nördlichen (polnischen) Teil ist Zakopane. Viele der Gebäude sind aus Holz und in einem speziellen Baustil gebaut. Zakopane entpuppt sich als Ferienmagnet. Der Touri-Rummel ist jedenfalls kaum auszuhalten. Halb Polen scheint hier zu sein, die andere Hälfte ist wohl an der Ostsee. Leider ist das Gebirge kaum sichtbar wegen der tiefen Wolken.

🐶: Im Gegensatz zu den Tschechen und Slowaken sind die Polen keine Hundeliebhaber. Die meisten haben Angst und machen einen grossen Bogen um mich herum. Ich kann das nicht verstehen, ich bin doch soooo brav mit meinen treuherzigen, braunen Augen .

Über den östliche Teil der Karpaten gelangen wir wieder in die Slowakei und beginnen so unsere Rückreise. Beim Grenzübertritt kontrollieren die Slowaken Pass und Covid Zertifikat. Es scheint sich aber eher um eine Instruktion durch den Chef zu handeln als ein wirklicher Check von uns. Spannend sind die Ortsschilder, die hier dreisprachig in 3 Schriftarten ausgestellt sind.

Eher zufällig entdecken wir die Burg Hrad Zborov, einst von Kaiser Franz Joseph zerstört, weil der damalige Besitzer zu viel Autonomie verlangte, wird sie heute von Freiwilligen liebevoll renoviert. Den abgelegenen (wilden) Übernachtungsplatz am Waldrand am Fuss der Burg geniessen wir sehr.

Schliesslich bekommen wir im südlichen (slowakischen) Teil doch noch einen Eindruck von der Hohen Tatra. Diese Gegend ist sehr auf den Tourismus ausgerichtet – die Grand Hotels weisen darauf hin, dass es sich um Kurorte handelt. Ganz Touris, lassen wir uns im nostalgischen, offenen Tram herumkutschieren. Natürlich darf dort auch ein Probiererli der Nationalspeise nicht fehlen: Piroggen (Teigtaschen) mit Pflaumenkompottfüllung und Zimt (und mit viel Butter angerichtet). Sie sind zwar lecker, liegen einem aber doch schwer im Magen.

🐶: Wasserscheu bin ich nicht, aber Schwimmen kann ich noch nicht – Obwohl sich meine Zweibeiner viel Mühe geben und grosse Geduld haben mit mir, ist Schluss mit Lustig wenn der Bauch nass wird.

Zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört auch das wunderbar renovierte Schloss Schemnitz (Banska Stiavnica) sowie das ganze Dorf.

Der Weg nach Bratislava führt an vielen Sonnenblumen- und Kornfelden vorbei.

Die slowakische Hauptstadt begeistert mit seiner schönen Altstadt und seiner Burg mit Aussicht über die Donau und die Stadt. Die Atmosphäre mit vielen Bars und Restaurants ist sehr entspannt. So haben wir die Qual der Wahl.

🐶: Tramfahren ist zwar toll, wenn nur nicht dieser Maulkorb-Zwang wäre. Zum Glück braucht es kein Provisorium mehr…

In Wien werden wir auf sehr charmante Wienerart auf dem schönen Womo-Stellplatz empfangen und eingewiesen. Die Atmosphäre dieser Stadt mit seiner Fussgängerzone, seinen Plätzen, seiner Architektur und den Restaurants ist wirklich sehr angenehm.

🐶: Endlich kann ich nach Tschechien, der Slowakei und nach Polen wieder etwas verstehen. Und wie lustig sie in Österreich dort sprechen: Sie geben sich Busserl, kaufen Semmerl und essen Guetzerl. Und plötzlich soll ich ein Wadenbeisserl sein und einen Beisskorb tragen. Jedenfalls kann ich jetzt auch U-Bahn fahren. Schaut man sich die Fiaker an, müssen die Pferde sehr schwach sein, denn es braucht zwei davon für einen Wagen. Andererseits müssen es sehr wilde Tiere sein, denn jedes braucht zwei Leinen und nicht nur eine wie ich … 

Der Donau entlang gondeln wir über Wachau zum landschaftlich schönen Pyhrnpass im Tauerngebirge, fahren mit der Standseilbahn auf die Wurzeralm und lassen uns von dort auf den Frauenkar schaukeln.  

🐶: Ich kann jetzt auch Sessellift fahren. Toll ! Ist wie fliegen über die Baumwipfel hinweg. Und den fantastischen Kaiserschmarren mit Rosinen, den es dort gibt. Der muss saumässig  gut sein, denn es hat sich kein Brösmeli vor meine Schnauze verirrt

🚐(Rubi):  Ich mag ja auch die Berge und geniesse die Landschaft beim super schönen Sölkpass, aber die zeitweilig 23% Neigung haben mir doch ein wenig zugesetzt. Nicht etwa bei der Bergfahrt, die habe ich problemlos geschafft. Nein, bei der Talfahrt haben die 3,5 Tonnen meine Bremsen ziemlich strapaziert…

So quasi auf dem Heimweg haben wir die Raggaschlucht «mitgenommen». Der Steg durch die Schlucht von einem Wasserfall zum anderen ist imposant.  Der Regenguss, der uns nachher wieder zum Rubi begleitet, auch.

Der Grossglocknerpass in der Hohen Tauern ist wirklich eine Hochalpenstrasse. Leider hat sich der Grossglockner hinter dicken Wolken versteckt.

Zu guter Letzt noch die Krimmler Wasserfälle. Sie sind 3-stufig, führen viel Wasser und liegen in einem mystischen Wald. Leider wird der Ort touristisch ausgeschlachtet, wie die Völkerwanderung am Vormittag beweist.

🐶:  Leider sind wir schon wieder zu Hause. Diese Ferienreise, in der wir viele Schlösser, Burgen, Kirchen und Klöster gesehen und viele Störche mit riesigen Nestern entdeckt haben, war definitiv zu kurz. Ich hätte es noch länger ausgehalten… 😊

🚐:  Sollten wir unseren Vorsatz, alle europäischen Länder zu bereisen, erfüllen, werde ich nicht mehr auf der Strasse fahren dürfen, denn meine Frontscheibe wird dann völlig zugepflastert sein mit Autobahn-Vignetten, Oekoplaketten,  und wer weiss noch was für Klebern

 

Comments are closed.