Landeier auf See

Landeier auf See

Punta Arenas ist wirklich keine aufregende Stadt. Als Sehenswürdigkeiten müssten man Restaurants und Cafés erwähnen. Wir haben tatsächlich ausserordentlich gut gegessen an diesem Ort 😊. Die Auswirkungen der Proteste sind im Zentrum aber deutlich sichtbar: abgefackelte Häuser und viele Schaufenster, die so verbarrikadiert sind, dass man kaum sieht, was drinnen angeboten wird.

Mittlerweile ist Sophia gut bei uns angekommen. Dass wir eine Stunde auf das Gepäck warten mussten, erschütterte uns kaum – es wurde einfach nur vergessen, auf das Gepäckband zu legen. Sicher wollte man den Neuankömmlingen nur demonstrieren, wie es eben so zu und her geht in Südamerika 😊.

Nach elf Tagen «Sesshaftigkeit» in Punta Arenas war es Zeit für ein weiteres Abenteuer. Dass wir Gummiboot-Matrosen uns auf eine solche «Expedition auf Wasser» einlassen, grenzt schon ein wenig an Grössenwahnsinn – oder Leichtsinn. Wie auch immer: wir haben es gewagt und unglaublich intensive Tage erlebt. Während drei Tagen «auf See» konnten wir Wissenschaftler beim Aufspüren, Fotografieren und Identifizieren von Buckelwalen begleiten. So kamen wir in den Genuss von vielen Wal-Begegnungen, manchmal etwas aus der Ferne, manchmal sehr nahe beim Schiff. Einfach wunderbar – aber auch sehr anstrengend: Für Landeier wie wir ist es eine Herausforderung, 9 bis 11 Stunden pro Tag auf dem Schiff zu sein und Ausschau zu halten nach den Wasserfontänen.  Beim Buchen hatte die Wettervorhersage noch ruhiges Meer und Sonne versprochen. Die ersten 5 Stunden waren denn auch fantastisch und das Bonmot «wenn Engel reisen…» bald zur Hand, doch Petrus muss seinen Irrtum umgehend bemerkt haben, denn für die restliche Dauer wurde starker Wind, Kälte und Regen zum verlässliche Begleiter. Die Reise ging zum, dem Pazifik zugewandten, Teil der Magellanstrasse. Vor Jahren entdeckten Wissenschaftler, dass die Buckelwale ihre Jungen in den äquatornahen Gewässern gebären, danach aber zum Beispiel in die nahrungsreiche Magellanstrasse wandern. Es war spannend, vom Zusammenspiel von Vogelschwärmen, Pinguinen und Walen zu hören und dieses auch live mitzuverfolgen. Die Pinguine umkreisen die Sardinen und treiben sie zusammen und an die Oberfläche, die Vögel kreisen darüber und holen sich, was sie bekommen können – und der Wal muss nur noch sein Maul öffnen und auftauchen.  Ein besonderes Erlebnis, das wir sehr gut überstanden haben.

Auf die Weiterfahrt nach Ushuaia in den südlichsten Teil von Feuerland verzichteten wir wegen der Wetteraussichten. Stattdessen begannen wir die Fahrt in den Norden über Puerto Natales zum Parque Nacional Torres del Paine. Die Landschaft zeigte sich dabei schon sehr herbstlich bei Sonnenschein, Regentropfen und patagonischem Wind mit Windgeschwindigkeiten bis zu 80 Km, der das Öffnen der Autotüren anstrengend machte und der einen schon mal aus dem Stand werfen konnte.

Die Torres del Paine sind wirklich einen Besuch wert. Wieder hatten wir Wetterglück bei diesem anspruchsvollen Trekking. Sie sind wunderbar vom Gletschersee aus zu sehen – aber nicht «gratis» zu haben. Die 4,5 Std bis zum Lago und 4 Stunden zurück waren doch ziemlich anstrengend.

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Die Ansicht des Perito Moreno Gletschers von den Stegen aus wollten wir Sophia nicht vorenthalten. Leider konnten wir dieses Mal keinen spektakulären Eisabbruch in den See bestaunen. Aber es gab unseren müden Muskeln die willkommene Gelegenheit, sich zu erholen, denn in El Chaltén wartete ein weiteres, tolles, aber wieder anspruchsvolles Trekking auf uns zum Cerro Torres. Bei Sonnenschein und wenig Wind konnten wir diese unglaublich eleganten, hohen Türme bewundern.

Am nächsten Tag gab Sophia noch «einen drauf» und besuchte den Gletschersee des Fitz Roy, die Laguna de los Tres, während wir einen eher «faulen» Tag einzogen für das Erledigen der Post und anderer Kleinigkeiten wie das Bearbeiten der Fotos und das Schreiben eines Blogs… 🙂

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