2010 Australien

2010 Australien

Reisebericht Australien vom 28. März – 8. Juli 2010

Das war unsere erste gemeinsame lange Reise. Sie führte uns innert 14,5 Wochen von Sydney im Uhrzeigersinn über 18’600 km rund um Australien bis nach Brisbane. Ein Wahnsinnserlebnis mit vielen Erinnerungen und nachhaltigen Erfahrungen.

Den Jetlag wollten wir in Sydney überwinden. Highlight war der Besuch der Oper mit der fantastischen Akustik. Die konnten wir im ersten Teil noch nicht bewundern, denn die Arie entpuppte sich als akustische Kakophonie – aber perfekt dargeboten. Der zweite Teil mit Chor und der dritte Teil mit Beethovens 6ter entschädigte uns dann für unsere Geduld.

Den Jetlag wollten wir in Sydney überwinden. Highlight war der Besuch der Oper mit der fantastischen Akustik. Die konnten wir im ersten Teil noch nicht bewundern, denn die Arie entpuppte sich als akustische Kakophonie – aber perfekt dargeboten. Der zweite Teil mit Chor und der dritte Teil mit Beethovens 6ter entschädigte uns dann für unsere Geduld.

Melbourne entpuppte sich als sehr angenehme Stadt. Viel Grün und Raum, nirgends ein «betreten verboten» und viele Strassenperformer mit sehr guten Shows. Kaum jemand mit grimmiger Miene. Da wurde campiert (ohne Auto), gelegen, gegessen und gespielt. Nebeneinander, friedlich, fröhlich und zufrieden. Hier liesse sich gut leben. In Melbourne übernahmen wir den Camper (von Apollo) für den Rest der Reise nach Brisbane.

Unsere Route führte uns der Küste entlang auf der Great Ocean Road nach Adelaide. Der Otway NP mit seiner vierstöckigen Vegetation (Regenwald) und seiner Stille hatte es uns angetan und auf dem Weg zum Cape Otway Lighthouse, dem südlichsten Punkt Australiens (ohne Tasmanien), trafen wir sogar auf eine Koala Familie in den Eukalyptusbäumen am Strassenrand.

Auf den Kangaroo Island trafen wir zwar eine schöne Landschaft an, aber keine Kängurus. Dafür hatten wir einen wunderbaren Beobachtungsplatz für den Kampf der Robben um die besten Sonnenplätzchen. Einer Delphinfamilie schien das auch Spass zu machen. Die Kängurus hätten wir übrigens nicht suchen müssen. Sie besuchten uns wenige Tage später auf unserem Campground und grasten und schliefen neben dem Camper.

Natürlich besuchten wir die berühmte Weinanbaugebiete nördlich von Adelaide. Eine Degustation der lokalen Weine durfte da nicht fehlen. Wir wählten nicht das grosse Barossa Valley, sondern das kleinere, familiäre Claire Valley. Es lohnte sich:  Die Privattour war zwar nicht billig, dafür konnten wir unbeschwert herrliche Tropfen probieren.

Auf dem Weg in die Flinders Ranges hat uns ein «biblischer» Heuschreckenschwarm heimgesucht. Ein Massensterben mit unzähligen Kadavern führte zu einer Riesenschweinerei. Wir waren froh, im Innern des Autos geschützt zu sein

Unser Weg führte uns über 2000 Km auf dem Nullarbor-Highway nach Esperance. Mitten im Outback, beim Übergang von South Australia nach Western Australia, mussten wir die soeben gekauften frischen Lebensmittel abgeben, denn frische Lebensmittel sind bei Grenzübertritten nach Western Autralia, damit auf diesem Weg keine Fruchtfliegen importiert werden. Das war uns eine Lehre. Zudem gerieten wir um die Mittagszeit in eine Alkoholkontrolle durch die mobile Polizei.  Mitten im Niemandsland, gefühlte 1000 Km vom nächsten Ort entfernt ! Natürlich vollkommen nüchtern. Ehrensache!

In Esperance (an der Südküste) überraschte uns beim Bummel am Stadtbeach eine Robbe: Sammy the Seal. Er „wohnt“ dort unter dem Jetty und wartet täglich auf Abfälle der Fischer. Sammy könnte auch ins nahegelegene Zentrum zum Einkaufen watscheln. Offensichtlich wird er jeden Tag mit Frischfisch verwöhnt.

In der Margaret River Region fielen uns die hübschen Orte und Häuschen auf mit Vorgärten und Blumenbeeten anstelle des sonst häufigen Sichtschutzes aus grauem Wellblech um die Grundstücke herum. Ausserhalb von Perth erhielten wir einen Eindruck von der geplanten massiven Expansion der Stadt. Unzählige neue Quartiere waren abgesteckt – und das über -zig Kilometer. Schon gebaut waren hingegen die Strassenkreisel – mit Abzweigungen, die ins Nichts führten.

Eines der Highlights an der Westküste stellten die Pinnacles im Nambung NP dar: unzählige Skulpturen aus Sandstein, von Wind und Wetter geschaffen und laufend geschliffen, ragten wie Zähne aus dem Wüstensand. Und nebenan – entlang des Beaches – funkelten riesige Wanderdünen wie Schnee in der Sonne.

Den Aborigines begegneten wir zum ersten Mal in Carnarvon. Ihr Anblick und ihre Art, miteinander umzugehen, war ziemlich irritierend. Ihre Gesichter wirkten grob. Sie waren zudem die Einzigen, die sich im öffentlichen Raum unter den Bäumen aufhielten und vermittelten das Bild, dass sie nicht in die Gesellschaft integriert sind. Durch die starke Verankerung mit ihren Tribes fühlen sie sich offensichtlich auch nicht der Gesellschaft zugehörig. Ein gesprächiger Tourismus-Manager erklärte uns später, dass sich seit der offiziellen Entschuldigung der Regierung vor knapp 2 Jahren unglaublich viel bewegt und verbessert habe. Ein Alkoholverbot habe Alkoholexzesse vermieden. Die Kinder der Aborigines würden mit den „Weissen“ in die gleiche Schule gehen und man lerne voneinander. Heutige Kinder gehörten der 4. Generation an. Die 1. Generation seien die Vertriebenen und Versklavten. Die 2. Generation bezeichnete er als „The Stolen Generation“, weil sie als Kinder ihren Eltern weggenommen wurde. Die 3. Generation ist „The Lost Generation“ – verloren an den Alkohol. Aborigines kennen keine lineare Zeit: es gibt kein „vor 10 Jahren“ und keine Zukunft. Es gibt gestern und heute. Sie bekommen alles von der Natur – warum also soll man sich Gedanken machen über die Zukunft ?

Von Carnarvon aus ging es in den Outback. Über 465 Km Piste roter Erde zum Mount Augustus. Er ist für die Eingeborenen heilig und hat den gleichen Stellenwert wie der Uluru (Ayers Rock). Er überragt die Ebene um 750 Meter. Magisch, wie er bei Sonnenuntergang und Sonnaufgang leuchtet. Wir durften ihn besteigen und die atemberaubende Sicht geniessen.

Die Coral Bay und das Ningaloo Reef waren die besten Gelegenheiten an der Westküste zum Schnorcheln – und das ohne Boot vom Strand aus. Es ist einfach etwas Besonderes, im Wasser den Schildkröten zuzusehen

Nach dem Schnorcheln erwartete uns ein weiteres „Must“ der Westküste: der Karijini NP. Kaum vom Highway abgebogen, erwarteten uns 300 Km Schotterpiste nach Tom Price. Dabei erlebten wir, was Glück ist. Glück ist, nach 300 km Piste im Outback einen platten Reifen zu haben, genau vor dem Touristenoffice und ganz in der Nähe einer Garage – und dann vom Mechaniker zu hören, dass das zum Reifenwechsel im Camper mitgelieferte Werkzeug zur Kategorie „Kinderspielzeug“ gehört !

Der Karijini NP besteht aus in die flache Landschaft eingefressenen Schluchten. Oben trocken und heiss, unten voller Leben mit genügend Wasser, grün und bei angenehmer Temperatur – ideal zum Verweilen und Baden. Einfach fantastisch.

Auch ein Aufenthalt in der Perlenstadt Broome durfte nicht fehlen. Wunderbar der Strand, das Ambiente der Stadt und spannend seine Geschichte mit der Perlenzucht und den Perlentauchern. Von Broome aus gelangten wir über tiefe Sandpisten (für uns eine Premiere) zum Cape Leveque mit den roten Felsen direkt am weissen Strand und den wunderschönen Sonnenuntergängen – und beim Baden mit dem Gefühl der Angst vor Salzwasserkrokodilen. Diese Angst begleitete uns von nun an bis zur Ostküste.

Eigentlich wollten wir von Derby über die Gibb River Road nach Kununurra gelangen. In welchem Ausmass die Jahreszeiten das Reisen beeinflussen kann, erkannten wir in Derby. Die „Wet Season“ war so nass gewesen, dass sogar Ende Mai viele Seitentäler der Gibb River Road immer noch gesperrt und die Sehenswürdigkeiten damit nicht erreichbar waren. So wäre nur die „Hauptstrasse“ befahrbar gewesen. Wir verzichteten darauf und wählten den Highway über Fitzroy Crossing und Halls Creek, um zu den Bungle Bungles im Purnululu NP zu gelangen. Der Umweg ermöglichte uns die unerwartete Begegnung mit Ronnie, einem Aborigine, der sich nahtlos zwischen beiden „Welten“ bewegt. Er sieht seine Aufgabe darin, das Zusammenleben der Eingeborenen mit den Weissen zu verbessern. Während der Führung durch die Mimbi Caves vermittelte er uns etwas von der Kultur der Aborigines. Das war sehr bereichernd.

Die Bungle Bungles waren ein weiteres Highlight der Reise. Diese abgerundeten Felsen mit feinster horizontaler Schichtung in rot und schwarz, die aussehen wie Bienenkörbe, dazwischen die Fusswege durch die schmalen Schluchten und das breite Flussbett, das sich seinen Weg durch die Felsen gefressen hat. Ein fantastischer Anblick vom Boden wie auch vom Flugzeug aus.

Der Campground in Kununurra bereitete uns eine besondere Überraschung:  direkt neben dem Camping lag ein Krokodil am Flussufer – so lernten wir den Unterschied kennen zwischen den Estuarine Crocs (Salties) und den Freshies. Für Freshies gehören Menschen nicht zum Menü. Für sie sind wir viel zu gross. Sie bevorzugen kleinere Beute. Allerdings können sie nicht verstehen, dass Füsse und Hände, die von einem Boot aus im Wasser planschen, zu Menschen gehören… Obwohl es sich um ein Freshy handelte, hatten wir trotzdem ein mulmiges Gefühl. Ob das Freshy weiss, dass es eines ist ? Dass sich 2 junge Pythons in einen der Caravans geschlichen hatten und entfernt werden mussten, trug auch nicht zu unserer Beruhigung bei.

In der Katherine Gorge beeindruckten uns die unzähligen in den Bäumen hängenden Flying Dogs (Fledermäuse) und wie sie sich mit den Füssen an den Ästen festkrallen und die Flügel vor dem Gesicht zusammenfalten.

Was sich bei der Gibb River Road als Nachteil zeigte, erwies sich bei der Parry Lagoon, beim Mary River NP sowie beim Kakadu NP als Glücksfall: Dank des hohen Wasserstandes konnten wir viele Vögel und Blumen bewundern – aber auch viele tödliche Salties.

Im Norden wurde uns auch bewusst, wie sehr die Cane Toads zur Plage geworden sind. Diese Kröten wurden vor ca 30 Jahren für die Landwirtschaft zur natürlichen Insektenvernichtung „importiert“. Doch sie konnten aus dem geschützten Bereich ausbrechen. Da sie keine natürlichen Feinde haben (auch Krokodile sterben am Gift, das diese Kröten produzieren) und sich vermehren wie die Karnickel, dehnen sie sich rasend schnell aus.

Mitte Juni mussten wir unsere Route erneut den Wassermassen anpassen, weil der Savanna Way wegen des Zyklons im April noch immer unpassierbar war.

An der Ostküste empfing uns der Massentourismus. Kein Plaudern mehr bei Begegnungen wie im Westen und Norden und kein Grüssen mehr der entgegenkommenden Autos mit Handzeichen.

Port Douglas und Cairns entpuppten sich als Touristenstädte par excellence mit vielen Strassencafés und viel Ferienambiente. Nach der Einsamkeit der West- und Nordküste fühlten wir uns leicht überfordert von der Betriebsamkeit, die dort herrschte.

Entschädigt wurden wir durch einem Schnorchelausflug zum Great Barrier Reef. Den Reichtum an Leben und die Farbenpracht zu erleben, war super. Umso schmerzhafter ist es zu wissen, dass dieses wunderbare Ökosystem gnadenlos durch unsere Zivilisation zerstört wird.

Völlig platt von vielen Eindrücken erreichten wir nach 14,5 abwechslungs- und erlebnisreichen Wochen Brisbane, wo wir den Rückflug nach Hause antraten – mit Erinnerungen an die unzähligen wunderschön-romantischen Sonnenuntergängen und die vielen Wedding-Parties in den öffentlichen Parks im Gepäck und dankbar dafür, dass wir in den Seen und Flüssen wirklich nur mit Freshies gebadet haben – denn versprochen hatten die Ranger nur, dass das Wasser „eigentlich“ Salty-frei ist.